Hippocampus – und was er mit dem HPA zu tun hat

Das Gehirn ist ein faszinierendes Organ. Eine beeindruckende Struktur ist der Hippocampus, der seinen Namen der Ähnlichkeit mit einem Seepferdchen verdankt. Er ist wichtiger Teil des limbischen Systems, welches mit der Verarbeitung von Emotionen, Antrieb und Gedächtnisleistung in Zusammenhang gebracht wird.

Lage und Funktion

Wir wollen es nicht zu kompliziert machen 😉 Jede Hemisphäre besitzt einen Hippocampus, der sich im inneren Bereich des Temporallappens befindet.

Interessant ist aber, dass er vermutlich das älteste Assoziationsgebiet des Großhirns ist. Assoziationsgebiet bedeutet, dass hier verschiedene Informationen miteinander verknüpft werden, z.B. erkenne ich ein Gesicht wieder, ich kann eine Handschrift einer Person zuordnen oder einen Duft mit einer Erinnerung verbinden. Impulse von verschiedenen Sinnesorganen werden hier verarbeitet.

Zentrale Bedeutung für unser Gedächtnis

HPA kennen das: Man lernt und lernt und dennoch will der gelernte Stoff nicht immer im Gedächtnis bleiben. Schuld ist dann wohl der Hippocampus. Oder doch nicht?

Eine wesentliche Funktion des Hippocampus ist das Transferieren von Inhalten vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis. Er schafft quasi wieder „Platz“ und schiebt Inhalte in andere Hirnareale. Beim Lernen müssen wir ihn davon überzeugen, dass es lohnenswert ist, diese Information lange zu behalten. Ohne ihn sind wir aufgeschmissen, nichts bleibt länger als ein paar Minuten im Gedächtnis. Das erinnert sehr an den Morbus Alzheimer oder das Korsakow-Syndrom. Oder auch an Amnesien. Und ja, hier sind genau diese Leitungen vom Hippocampus zum Speicher gestört. Eine große Rolle spielt der Papez-Kreis (Neuronenkette). Der Alzheimer-Patient findet seine Wohnung nicht mehr. Auch für die räumliche Orientierung scheint das Seepferdchen mitverantwortlich zu sein. In der Tierwelt kann man sehen, dass Arten, wie Eichhörnchen, die ihr Futter verstecken und es auch wieder finden müssen, einen sehr großen Hippocampus haben.

Was kann also ein HPA tun, wenn der Hippocampus bockt? 1. Sich nicht stressen, denn Cortisol mag er gar nicht und reagiert darauf sehr sensibel. 2. Werde Taxifahrer in London – die müssen sich über 25.000 Straßen merken und das Training bewirkt eine Größenzunahme des Hippocampus 😉 (kein Witz). 3. Diese Struktur hat keine eindimensionale Funktion. Erinnerungen werden hier auch mit Emotionen verknüpft. Versuche also eine emotionale Verbindung mit einem Thema zu schaffen und er wird brav für dich arbeiten 🙂


Früher war man der Meinung, das Nervenzellen sich nicht regenerieren können.
Heute weiß man, dass dies nicht stimmt. Im Hippocampus z.B. gibt es die Fascia dentata in der wir unser ganzes Leben lang neue Nervenzellen bilden. Dieser Prozess scheint aber bei Depressionen gestört zu sein.

Früher war man auch der Meinung, dass der Hippocampus bereits im Alter von 6 Jahren ausgereift sei. Kennt ihr aber die Situation, dass ihr einen Erstklässler fragt, was er gestern in der Schule gemacht hat oder wer am Wochenende auf dem Kindergeburtstag war und er es nicht beantworten kann? Na ja, die Schule war vielleicht nicht so wirklich interessant, aber die Geburtstagsparty doch schon. Neuere Studien konnten zeigen, dass sich das Detailgedächtnis von Kindern und Jugendlichen noch erheblich unterscheidet. Man geht nun davon aus, dass der Reifungsprozess im Hippocampus erst etwa mit 14 Jahren abgeschlossen ist. Vor allem der Gyrus dentatus, eine Region die uns hilft Details zu trennen und sie einzeln abzurufen, braucht eine längere Reifungszeit.

Wird übrigens ein Hippocampus entfernt, kann dies gedächtnismäßig ganz gut kompensiert werden. Kommt es jedoch zum Verlust von beiden, ist Lernen nicht mehr möglich. Kindheitserinnerungen sind allerdings bereits „auf der Festplatte abgelegt“, so dass darauf weiterhin Zugriff besteht.Revisionen anzeigenSeite bearbeiten

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